Samstag, 9. Oktober 2010

Samstag, 09.10.10

klimawandel ist uncool. wir schreiben samstag, den 9. oktober 2010; es ist nicht zu übersehen, wie tief die sonne mittlerweile schon wieder steht, aber trotzdem sind die temperaturen mit dreiviertelarmshirt und sweatblazer angenehm zu ertragen. in der sonne empfinde ich es sogar als wohlig warm, während ich mit udo lindenberg auf den ohren durch die überfüllte fußgängerzone der innenstadt schlendere.

bevor ich heute morgen im tv die überaus erfreuliche wettervorhersage anschaute, hatte ich mir noch die nachrichten reingepfiffen, welche ich nun in gedanken noch einmal revue passieren lasse.
afghanistan berichtet von explosion in moschee, wohl 15 tote; ein anschlag? es ist davon auszugehen. wende meinen blick von den pflastersteinen ab und lasse ihn gen himmel schweifen; ein kräftiges, dunkles blau, keine wolke zu sehen. in diesem moment wünschte ich, der himmel würde nicht so scheinheilig tun, wenn ich gerade mal spontani daran denke, das die ozonschicht am arsch ist. auf den ersten blick ein gedankensprung, aber irgendwie hängt es doch alles zusammen. lasse meine gedanken weiterwandern.

'menschen bauen atomwaffen. mäuse würden niemals mäusefallen bauen.'

dass früher alles besser war, ist ne kackaussage. ich betrachte meinen noch nicht abgeblätterten nagellack, der ganz sicher nicht, wie es auf der flasche stand, orchideenfarben ist. in der tier- und pflanzenwelt hat jede kleinste pigmentierung, jede feinste blattstruktur eine aufgabe. kaum zu glauben, dass die streifen eines okapis die lichtverhältnisse (1%lichteinfall am boden) des tropischen regenwalds darstellen sollen. feinde sollen denken, es seien die sonnenstrahlen, welche durch das dickicht stoßen. die große, braune fläche wäre dann quasi mit einem baumstamm gleichzustellen.




über jahrtausende hinweg haben sich tiere und pflanzen auf die verhältnisse ihrer lebensräume angepasst. was heute existiert, hat unzählige konkurrenztiere und pfanzen überlebt. an der spitze der mensch; im gedächtnisvergleich dem menschenaffen unterlegen, trotzdem am höchten entwickelt. hoch genug, um nicht von säbelzahntigern aufgefressen zu werden. hoch genug, um zum mond zu fliegen und aus plastikflaschen fleece-pullover zu machen.

'Pro Klimawandel- 15 Grad im Winter sind super'

sogar hoch genug, um zu nicken, wenn es um die tatsache geht, dass strahlung durch kaputte ozonschicht nicht mehr in den weltraum gelangt, auf der erde bleibt, es dadurch immer wärmer wird, die polarkappen schmelzen, sich dann der golfstrom nicht mehr abkühlen kann, wodruch er nicht absinken kann, um zu seinem ursprungsort am äquator zurückzukehrern, er also stillsteht, keine wärme transportiert, sich die klimazonen verschieben und bis auf die äquatornähe alles kalt ist.
aber zu hoch, um zu verstehen, dass auch wir uns in einem entwicklungsprozess befinden und wir uns somit mit der tatsache, dass wir die bessere strategie hatten, als der säbelzahntiger, selbst im weg stehen. denn nichts ist vollendet, nur der tropische regenwald, der hat seine höchste entwicklungsstufe erreicht. und ausgerechnet der wird abgeholzt.

an dieser stelle habe ich noch den dringendsten wunsche, amerikanisierung anzusprechen. wenn man bedenkt, dass amerika die ideen und lebensarten der eingetrudelten flüchtlinge von damals annimmt, sie neu verpackt und dann an den rest der welt schickt, sprechen wir nicht von amerikanisierung, sondern eher vom melting pod. menschen verschiedenster kulturen, die sich quasi glücklich an den händen halten. und englisch sprechen wir in erster linie überall, weil dies erstens schon die mehrheit der länder tut und die sprache zweitens am einfachsten zu lernen ist. wo man sonst 42332 satzstrukturen lernen muss, um einen grammatikalisch korrekten satz zu sprechen, da kommen diese im englischen erst dann, wenn wir uns längst mit einfach verständigen können. und wenn ich mir anschaue, wie an vielen deutschen schulen englisch gesprochen wird oder besser gesagt versucht wird, zu sprechen, denke ich mir; gut, dass es nur englisch ist und nicht khmner, welches in kambodscha gesprochen wird.
da bekommt die ganze amerikanisierungsstory doch noch ein ganz anderes flair. ob man dies schlussendlich gut heißt oder nicht, sei bitte jedem selbst überlassen.

können sie die nachrichten ertragen? ich kaum noch. wir nehmen sie zur kenntnis, schalten den tv aus und fliegen zwei tage später über die herbstferien in die sonne. auch investiere ich gerne in einen neuen weltatlas, nicht aber wegen der tatsache, dass mit dem kartoffelanbau mittlerweile die landwirtschaftliche nutzung auf grönland möglich ist.

'Von wegen 'Öl geht aus', die lügen doch, die Ölstaaten. Es gibt genug, wenn sogar Enten schon in Öl baden'
(Culcha Candela- Schöne neue Welt)

und so gehe ich in stille gedenken an die rinderherden im tropischen regenwald an mcdonalds vorbei, investiere heute lieber in teueren starbucks-fairtradefraß, um morgen nicht im kalten zu sitzen. in diesem sinne ein englisches 'hugs and kisses', womit ich zu deutsch so viel ausdrücken möchte wie 'liebe leser, wir riechen uns!' :-)


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