Sonntag, 25. April 2010

Sonntag, 25.04.10

Sympathie. Es gibt Menschen, die mag man einfach. Muss aber sagen, dass ich das nur sehr selten habe. Dass ich meine beste Freundin in den ersten zwei Jahren nicht leiden konnte, sagt alles. Jedenfalls wird man bei dem ein oder anderen einfach in eine Art ‚Bann’ gezogen, wüsste nicht wie man das anders oder besser ausdrücken könnte. An diesen Leuten ist irgendwie etwas anders und das macht sie spannend. Sie können äußerlich noch so unattraktiv sein, da ist etwas ganz Eigenes was sie schön macht. Schöner, als die anderen. Es ist pure Faszination und man möchte wissen, was genau so besonders ist. Und ganz nebenbei, ohne es zu merken, wird man in diesen Bann gezogen. Alter Verwalter, was ein Kitsch. Und ums schon mal zu erwähnen, das wird sich auch nicht ändern.


Spreche nicht von Liebe, sondern von Faszination. 08 war ich zwei Wochen lang auf Rhodos. Ist an sich nicht sonderlich spektakulär, aber eine Frau war mir von Anfang an besonders aufgefallen. Ungefähr 1,70 groß, etwas mehr als schulterlange, leicht gewellte, schwarze Haare, blaue Augen und von mir um die 45 geschätzt. Sie war mit ihrer Familie dort gewesen, Mann und zwei Kinder, damals fünfzehn und elf. Ein Junge und ein Mädchen. Weiß bis heute nicht genau, was mich so aufmerksam auf diese Frau gemacht hat. Vielleicht war es dieses sanfte, manchmal nur angedeutete und doch so ehrlich erscheindende Lächeln, welches zu jeder Tages- und Nachtzeit ihr Gesicht zierte. Vielleicht war es dieses herausfordernde Funkeln ihrer Augen, welches schon von weitem deutlich zu sehen war. Vielleicht war es, neben dem Lächeln, aber auch die Art und Weise, wie sie lachte. Mal ein amüsiertes, leises Kichern, dann ein herzliches, lautes Lachen, bei dem sie sich leicht nach hinten lehnte und den Kopf in den Nacken legte, während sie die Augen schloss und die Handflächen auf die Oberschenkel schlug.


Habe Probleme, Leuten in die Augen zu schauen. Weiß nie, wo genau ich hinschauen muss, gibt ja schließlich zwei Augen. Meistens schau ich ins Linke, glaub ich. Oder ich wechsele immer mal wieder. Auf die Nase schauen geht nicht, fällt auf. Aber Manche können wirklich gleichzeitig in beide Augen schauen, fühlt sich für mich zumindest so an. Bei dem ein oder anderen habe ich dann das Gefühl, dass er in mich hineinschauen kann. Hoffe dann immer, dass sie oder er keine Gedanken lesen kann. Finde das sehr unangenehm, fühle mich ertappt, wenn ich mich in Gedanken über diese Person amüsiere. Kann dann auch nicht damit aufhören, die Gedanken sind ja bekanntlich frei.


Des Weiteren ist es unangenehm, wenn derjenige, der eine Zeit lang durchlöchert hat, diesen Vorgang mit einem gekünstelten Lächeln und dem Zukneifen beider Augen abschließt. Mag es wie gesagt nicht, wenn Leute in mich hineinschauen, möchte, dass sie mir vor den Kopf gucken. Dann ist da noch so ein gewisser Schutz, wenn sie aber in den Kopf schauen, wird dieses Augenzukneifen schnell zur erniedrigenden Geste.


Um noch einmal auf die oben beschriebene Frau zurückzukommen. Emma, so hieß sie, wie ich später herausfand, konnte auch in Leute reinschauen. Aber eben anders. Muss sagen, dass ich mich generell sehr von ihr beobachtet fühlte und das eine Woche lang. Aber merkwürdigerweise empfand ich es nie als unangenehm, im Gegenteil.


Mir halt mal jemand gesagt, dass der Großteil der Menschen einfach sehr neutral ist, was Blickkontakt anbetrifft. Der Rest ist da sehr differenziert, sowohl wenn man ihn gegen den Großteil stellt, als auch, wenn man ihn untereinander vergleicht. Es gibt da nämlich zwei Gruppen. Die erste Gruppe, nennen wir sie die Bösen (Schwarz-Weiß-Denken macht die Erklärung einfacher), schaut in dich hinein und entzieht dir Kraft. Erinnert mich an Harry Potter, bin mir aber nicht sicher, ob das ein guter Vergleich wäre, mag Harry Potter nicht. Jedenfalls sollte man diese Menschen besser nicht in sein Herz lassen, klingt auch verständlich, glaube ich. Die andere Gruppe, im Umkehrschluss also die Guten, entziehen keine Kraft, sondern geben dir ein Teil ihrer eigenen. Und diese Menschen kann man dann durchaus bedenkenlos in sein Herz lassen.


Bei Emma war genau das der Fall, ich fühlte mich nicht schlecht, wenn sie mich beobachtete, sondern gut. Nach etwas mehr als einer Woche kamen wir ins Gespräch. Es war kurz nach elf in der Früh, als ich in der Poolbar frühstückte und Emma sich mit einem Glas stillem Wasser (eins, was keinen Stress macht, haha) an denselben Tisch setzte. Ich war durchaus verwundert, als sie fragte, ob sie sich setzen dürfte, schließlich waren die anderen Tische, und es gab wirklich sehr viele, um diese Zeit unbesetzt. Die meisten Urlauber machten nämlich bereits ihre Ausflüge oder lungerten am Strand oder Pool auf ihren Liegen herum. Ich bejahte.


Erst schwiegen wir uns eine Weile an, während ich überflüssigerweise auf einem Stück Wassermelone herumkaute (überflüssig, da sie so weich war, dass man sie mühelos zwischen Gaumen und Zunge hätte zerdrücken können) und nervös mit den Füßen auf dem Verbindungsstück der einzelnen Stuhlbeine, welches sich ungefähr in acht Zentimeter Höhe befand, herumwippte. Emma nahm immer mal wieder einen Schluck Wasser aus dem dreiviertel befüllten Glas und schaute mir beim Essen zu. Ich fühlte, dass sie mir ins Gesicht schaute und so erwiderte ihren Blick. Dann sah ich ihr Lächeln zum ersten Mal von nahem. Sie saß einfach da und lächelte mich an. Dann fragte sie nach meinem Namen und wir machten uns bekannt. Wir redeten über dies und das und stellten fest, dass wir zu vielen Dingen eine ähnliche Meinung hatten.


Finde, dass man Leuten, die man in sympathisch findet, auch sagen sollte, dass man sie sympathisch findet. Herumkritisiert wird meines Erachtens eh schon genug. Alles muss irgendwie immer noch ein Stück besser sein, egal wie gut es ist. Aber wann wird etwas Positives geäußert, ohne dass es den Zweck erfüllt, negative Kritik möglichst freundlich zu verpacken. Erinnert mich an die Rückmeldungen, die man nach Präsentationen in der Schule erhält. ‚Also, du hast das auf jeden Fall gut gemacht, aber ich finde, …’ Ist ja auch durchaus angebracht, aus dieser Kritik kann man lernen. Aber lobt man nicht eigentlich nur dann, wenn es einen wirklich umhaut? Meiner Meinung nach beschränken sich viele oft zu sehr darauf. Bei meinem Praktikum in einer Grundschule habe ich da so ein Spiel kennen gelernt, ‚Eine warme Dusche’ hieß das. Man saß im Kreis und jeder hat der Reihe nach etwas Positives zu seinem linken Sitznachbarn gesagt. Musste ja nichts Besonderes sein, ein ernst gemeintes ‚Schön, dass du da bist!’ genügte vollkommen.


Habe Emma gesagt, dass ich sie sehr sympathisch finde. Daraufhin hatte sie einen Moment lang nachgedacht, während sie so lächelte, wie ich es kannte. Dann zuckten ihre Mundwinkel kaum merklich ein Stück weiter nach oben, woraufhin sie ‚Danke’ sagte. Nach einem weiteren Augenblick der Überlegung lachte sie kurz auf. ‚Vielleicht glaubst du mir nicht, aber ich überlege seit gut einer halben Woche, ob ich dich ansprechen soll. Ich finde, dass du auch etwas Sympathisches an dir hast.’ Mhm. Da wusste ich erstmal gar nicht was ich sagen sollte.


Die meisten Menschen finden mich sehr arrogant, wenn sie mich kennen lernen. Arrogant, desinteressiert und manchmal auch schlecht gelaunt. Alles, was ich dann dazu sagen kann ist ‚ich weiß’. Ja, ich weiß es wirklich. Bewundere diejenigen, die immer lächeln können und somit überall einen guten ersten Eindruck machen. Aber ich kann nicht immer lächeln, das wirkt sehr unecht und ist auch sehr unangenehm in den Mundwinkeln. Das Foto meines Personalausweises ist wirklich der beste Beweis, sehr gequält und vor allem- unsympathisch. Wie also konnte Emma mich sympathisch finden? Es hört sich sehr kitschig und auch frei erfunden an, nach Hollywood pur sozusagen, aber es ist wahr. Nichts von dem ist erfunden. ‚Du hast etwas, was andere nicht haben. Bleib so wie du bist.’ Das war alles, was sie dazu sagte. ‚Mhm, danke.’ Dann wechselten wir das Thema.


Später erfuhr ich, dass Emma Brustkrebs hat. Unzählige Krankenhausaufenthalte und eine ungemeine Angst waren schon lange Teil ihres Lebens gewesen und würden es, nach Aussage der Ärzte, auch bleiben. Wollte ihr etwas Aufmunterndes sagen, mir fiel aber nichts ein, was nicht lächerlich geklungen hätte. ‚Ach, das wird schon!’, ‚Nicht so pessimistisch!’ Was ein Schwachsinn. Nein, ich hatte wirklich keine Ahnung von all dem. Nicht vom Leben und nicht von Tod, und schon gar nicht von der Kante, auf der sie sich immer mal wieder befand. Also sagte ich nichts, nur, dass ich wirklich nicht wüsste, was ich ihr dazu sagen sollte. Sie bedankte sich für die Ehrlichkeit und dafür, dass ich nicht irgendeine Floskel gesagt hatte. Kurz darauf trennten sich unsere Wege wieder, da es ihr an diesem Tag nicht sonderlich gut ging und sie sich noch mal aufs Ohr hauen wollte.


Inzwischen geht es Emma wieder richtig gut und ich habe mich wirklich sehr gefreut, als sie mir das mitteilte. Finde, dass sie alles andere auch nicht verdient hätte.


Abschließend bin ich der Meinung, dass diese Art von Ausstrahlung ein wertvoller Besitz ist, wertvoller als jegliche äußere Schönheit.


Bonsoir ;-)



Sonntag, 18. April 2010

Sonntag, 18.04.10

HDL. Sitze vorm PC und betrachte meine Fingernägel. Hellroter, an den Rändern abgenutzter Nagellack. Neige dazu, bei Nervosität, Stess und Wut auf andere oder mich selbst den Nagellack abzukratzen, schaut furchtbar aus. Kann das niemandem raten und bereue es anschließend auch immer. Finde, dass ich mir die Klarlackschicht über dem farbigen Lack sparen könnte, kratze sie ja eh so oft ab. Wünsche mir, ich würde Nägelkauen, da gibts so ein Zeug, welches man auf die Nägel schmiert und welches mit seinem widerlichen Geruch/Geschmack von der ungeliebten Tätigkeit abhält.


Habe noch nie Nägel gekaut, zu Kindergartenzeiten jedoch mal ausprobiert. Hat aber nicht funktioniert, war sehr ekelhaft. Und so habe ich meine ganz eigene schlechte Angewohnheit und fange schon wieder an, es zu bereuen. Alles nur wegen Hdl; klingt eigentlich ganz witzig wenn mans liest. Geht um eine Nachricht, die ich vor nicht allzu langer Zeit erhalten habe.


'Hey wie gehts dir? Hdl.' Damit fing alles an, dachte zuerst, es ein schlechter Scherz. Muss dazu sagen, dass der Kerl, der diese Zeilen schrieb, bereits das neunzehnte Lebensjahr erreicht hat und noch in diesem Jahr das zwanzigste erreichen wird.


Wer in Abkürzungen wühlt, bleibt gefühlstechnisch unterkühlt (Jasper- Hdl Song)


Beschließe an dieser Stelle, ein für alle mal etwas klarzustellen; Jungs, die mit Mädchen ab vierzehn Jahren in Kontakt treten wollen, sollten niemals, wirklich niemals 'hdl' oder Ähnliches unter den vermeintlichen Kontaktversuch klatschen, es sei denn sie möchten ihren Gegenüber verjagen. Habe mich erkundigt und die damals geltende Reihenfolge mal rekonstruiert:

hdl, hdgdl, hdsmdl, ld, ild, ldüa, ildüa, hab dich lieb, lieb dich, liebe dich, ich liebe dich. Ach, das waren Zeiten.


Wenn Leute, die man gerade erst kennen gelernt hat, 'hab dich lieb' oder so einen Quatsch schreiben, kriege ich einen Knall. Gab dazu auch mal eine Gruppe im Schülerverzeichnis, hab ich rausgesucht. [HDL♥] - AUF'S MAUL? Wie lange kennen wir uns? 5 Minuten? Finde ich ein bisschen übertrieben, zumindest das mit dem 'Auf's Maul?'. Ist ja nicht böse gemeint, im Gegenteil, aber real ist es nicht, bei aller Liebe (wo wir ja gerade beim Thema sind, haha). Ich mag zwar manche Leute nach fünf Minuten schreiben, aber ich 'habe sie nicht lieb'. Vielleicht bin ich ja doch verstockt, obwohl ich das nie werden wollte und es einer meiner Größten Wünsche ist, es niemals zu werden. Vielleicht klatsch ich das deswegen nicht unter sämtliche schriftliche Mitteilungen

Aber wenn ich sowas schreibe, dann ist es auch ernst gemeint.


Beschließe, nicht auf die Nachricht zu antworten, muss aber bald feststellen, dass sich mein Gegenüber nicht beeindrucken lässt. Mal ganz im Ernst, warum halten sich ausgerechnet die größten Nerds für die Heartbreaker? Jedenfalls bekam ich nach zwei(!) Tagen ohne Anwort erneut eine Nachricht, in der er mir unter die Nase hielt, dass ich ja offensichtlich vergessen hatte, zu antworten. Warum wohl, du Casanova! Lache über die bodenlose Naivität mancher Menschen. Wenn der Kontaktierte tagelang nicht zurückschreibt und eventuell sogar trotzdem täglich als online anzeigt wird (sofern das Internet genutzt wird), dann ist was im Busch. Bemerke, dass es mir durch das Vorwegnehmen von Fragen seinerseits unmöglich ist, durch das Weglassen dieser den Kontakt zu beenden. Außerdem ziert von nun an ein äußerst persönliches 'Mb' das Ende der Nachricht, neben dem hdl natürlich.


Vor nicht allzu langer Zeit bekam ich regelmäßig (im Abstand von zwei oder drei Monaten über ein Jahr verteilt) Nachrichten, welche grundsätzlich wie folgend aufgebaut waren: Hallo alles klar? Hallo wie gehts? Hallo wie geths dir ? Ich hab ne Frage an dich bitte meld dich! (Bestimmt nicht!) Hallo, hey wie gehts? Hey wie gehts dir, von wo kenne ich dich eigentlich, dein Foto sieht richtig toll aus. Es gibt wirklich Leute, die nach einem Jahr ohne Antwort immer noch glauben, dass der Kontakt unmittelbar bevorsteht, wie naiv.

Der einfachste Weg endet oft in einer Sackgasse

Und die ließ nicht lange auf sich warten, wurde nämlich nach Nummer und Treffen gefragt. Spätestens da wurde mir klar, dass ich es geschafft hatte, mir jemanden anzulachen, mit dem ich rein gar nichts anfangen konnte und wollte.

Erinner mich an den Selbstverteidigungskurs, welchen ich, von der Schule ausgehend, vor Jahren mal absolvierte. Habe noch ein klares Bild von Marc, dem Kursleiter im Kopf. Mittelgroß, unnatürlich braun gebrannt, widerlich nach Selbstbräuner riechend und mit eingegelten, stark glänzenden Haaren. Wobei es sich um mehr Gel als Haare handelte. Die hatte er relativ streng nach hinten gekämmt, was wirklich nicht schön ausschaute. Habe mich schon damals gefragt, wie Männer auf die Idee kommen, dass diese Art von Frisur attraktiv sein könnte. Ist aber auch egal, hatte mir ja vorgenommen, meine Vorurteile auszublenden und ich muss gestehen, von denen hab ich wirklich eine ganze Menge, ungewollt natürlich. Jedenfalls trug er generell ein schwarzes, hautenges, ärmelloses Shirt mit der Aufschrift 'Vans'. Und dieser Marc hat uns damals beigebracht, 'Nein!' zu sagen. Auch wenn ich das meiste bereits vergessen habe finde ich, dass so ein Kurs ganz hilfreich sein kann. Wenn man das Gelernte dann auch anwendet, habe das nämlich schonmal gründlich verkackt, wird mir kein zweites mal passieren.


Marc hat damals gesagt, dass es ein Nein-Gefühl gibt. Erinnere mich an das Referat über Vergewaltigung, welches ich zusammen mit einer Freundin in Bio gehalten habe, krasses Thema. Jedenfalls hat man in bestimmten Situationen ein komisches Bauchgefühlt. Nicht dieses Adrenalin-Gefühl, sondern so einen sehr unangenehmen, stumpfen Stich, der für einen Moment lähmt. Je bedrohlicher die Situation, desto deutlicher lässt sich dieses Gefühl wahrnehmen. In krassen Fällen hämmert das Nein schon fast gegen die Bauch- und Schädeldecke. Glaube, dass man, wenn man sich auf das Nein-Gefühl verlässt und danach handelt, nicht viel falsch machen kann. Sieht Marc genauso. Auch wenn man normalerweise kein alarmierendes Gefühl hat, bevor man nein sagt, finde ich, dass man sich immer ein bisschen unwohl fühlt. Kann aber auch sein, dass ich mir das einbilde, weiß ich nicht.

Wo ich so drüber nachdenke, hätte ich auch gern mal so einen Kurs zum 'Nein sagen' im Alltag, fällt mir oft ganz schön schwer, um nochmal auf hdl, mb zurückzukommen.

Habe ich natürlich mit nein geantwortet, aber (was eigentlich lachhaft ist) mehrere Versuche gebraucht und einige Male an der Ausdrucksweise gefeilt, bis ich das Geschriebene gesendet habe. Auf den Rat einer Freundin wurde dann noch ein abschließendes 'Liebe Grüße' druntergeklatscht, welches unter all den negativen Zeilen wirklich sehr verloren wirkte. Wie ich es hasse. Denke kurz nach und finde, dass es kein 'perfektes' Nein gibt. Es ist und bleibt negativ und egal was man sagt, verletzend ist es irgendwie immer. Fühle mich nicht wie ein Gewinner, lasse mich aber auch nicht runterziehen. Ist jetzt endgültig sein Bier.


Glaube irgendwie, dass man manchmal Angst davor hat, nein zu sagen. Angst davor, nicht mehr gemocht zu werden (ohja, was das angeht bin ich wirklich sehr abhängig von dem, was andere über mich sagen, auch wenn ichs gern und tapfer verdränge), sowie egoistisch und desinteressiert zu wirken. Vielleicht ist es gut, wenn man mal überlegt, was für ein 'Ja' geopfert muss und was es im Endeffekt an 'Gewinn' bringt. Was eventuell auch von Vorteil wäre, ist eine zusätzliche Erklärung, in der man ein Nein begründet. Bin aber der Meinung, dass das nur in bestimmten Situationen sinnvoll ist, klingt auch schnell nach sinnlosem Rechtfertigen und ich mag es nicht, sich zu rechtfertigen.


Man muss ein Nein ja nicht gleich so fomulieren, dass es für den Gegenüber ein Schlag ins Gesicht ist. Für die Zukunft nehme ich mir also vor, bei einem Nein-Gefühl auf dieses zu hören und mit einem klaren, aber freundlichen Nein Stellung zu beziehen und damit jeglichen Missverständnissen (muss dazu sagen, dass ich unglücklicherweise ein Händchen für Missverständnisse habe) aus dem Weg zu gehen.


Freue mich über diese Erkenntnisse und bin ein Stück weit erleichtert, während sich im Zimmer die Düfte von Nagellackentferner und Nagellack mischen und ich optimistisch eine Schicht Klarlack über die frischbemalten, roten Nägel ziehe. Vielleicht ist es ja dieses mal nicht umsonst.


Adieu ;-)



Sonntag, 11. April 2010

Sonntag, 11.04.10

Singleleben. Habe heute mal über Singlesein nachgedacht. Finde, dass das schon ein heikles Thema ist. Also hab ich mir mal wieder n Kaffee gemacht und zerbrösel nachdenklich eine Reiswaffel, verzichte ja auf Zuckerhaltiges. Für die Bikinifigur versteht sich, womit meine Gedanken aber auch wieder abschweifen, wollte ja über das Singlesein schreiben.

Muss sagen, dass ich Pärchen, die sich gefunden haben und es über Jahre miteinander aushalten, sehr bewundere. Bin mir auch nicht sicher, ob ich der Typ für lange Beziehungen bin, meine damit sowas wie vier Jahre und drüber. Falls diese Aussage Fragen zur Vergangenheit aufbringt; sag ich nicht. Bin mal vor längerer Zeit von einer erwachsenen Frau nach zwischenmenschlichen Beziehungen gefragt worden. Aber sag mal nem Erwachsenen, dass du dein Single-Leben genießt. Wie hört sich das denn auch an? Nach einer frühreifen Dreizehnjährigen, einer erfahrenen Dreißigjährigen, welche vor nicht allzu langer Zeit eine Beziehung beendet hat oder nach einer verbitterten Fünfzigjährigen, die nicht wahrhaben will, dass sie für die Männerwelt eher weniger attraktiv ist. Aber nach Jugend?

Die Jugend ist doch bekanntlich die Zeit der ersten großen Liebe. Ich lache, habe da so ein Bild im Kopf. Zwei, unter Auswirkungen der Pubertät leidende, unschuldige Jugendliche, bei denen man nicht ausmachen kann, wer sich für wen erbarmt hat. Das war oberflächlich und gemein. Ich lösche das Bild aus meinem Kopf und nehme mir vor, in Zukunft weniger oberflächlich zu sein.

First Love hin oder her. Ich denke an Jan, finde, dass er sehr schwer zu durchschauen ist. Habe mittlerweile aufgehört seine Verabredungen mit jeglichen Mädchen zu zählen, glaube, dass wir uns da nicht mehr im zweistelligen Bereich befinden. Bin mir aber nicht sicher, hundert klingt sehr viel. Bin bestens über Jans bisheriges Liebesleben informiert, er trifft sich mit Mädchen, geht Beziehungen ein und beendet diese recht schnell wieder. Worauf die nächste innerhalb kürzester Zeit folgt. Kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Jan sich nacheinander in hundert Mädchen verliebt hat, ist auch nicht so. Jan hat gesagt, er habe sich noch nie richtig verliebt. Sucht aber danach, geht deswegen so viele Beziehungen ein. Finde, dass Jan vielleicht ein bisschen zu verbittert sucht. Frage mich auch, ob es nicht ungerecht ist, dass er so viele Mädchen verletzt, für die Jan die erste große Liebe ist, nur damit er sie endlich findet. Ich glaube, dass ich ein schlechtes Gewissen hätte.

Was heißt es eigentlich, wenn man sein Singleleben genießt? Das andere Geschlecht nach Möglichkeit meiden? One-Night-Stands? Kann man denn das Singledasein überhaupt genießen, ist eine Partnerschaft nicht generell schöner? Vielleicht heißt es Freiheit, vielleicht aber auch warten oder 'Bestrafung'. Klingt sehr hart, hab ich mal in Anführungszeichen gesetzt. Nicht, dass man in einer Partnerschaft, was Freiheit angeht, radikal eingeschränkt ist (wobei auch das ab und an durchaus zutrifft), aber diese Freiheit hat halt weniger Grenzen. Als Single kann man die Männer/Frauen heute meiden und morgen mit Leuten vögeln, die man eh nie wiedersieht. Um diese Freiheit genießen zu können, ist es jedoch Voraussetzung, dass das Herz frei und nicht besetzt ist. Denn dann wird das Singlesein zur Qual, die 'Freiheit' zur Last.

Schön kann es allerdings sein, Entscheidungen in dieser Zeit ohne jeglichen Einfluss seitens des Partners zu treffen. Und wer weiß, vielleicht entscheidet man sich ja irgendwann doch noch für ne feste Beziehung? Das ist schon wieder komisch. Wird man bei dieser Entscheidung nicht doch beeinflusst? Glaub schon, bis auf diejenigen, die eine Kopfentscheidung, welche sich eigentlich von der gewünschten Bauchentscheidung differenziert, mit dem Bauchgefühl vereinbaren können. Bin mir ziemlich sicher, dass ich das nicht kann. Weiß auch nicht, ob man das braucht, habe aber ein interessantes Zitat dazu gefunden.

Die Welt gehört dem, der nicht fühlt. Die Grundvoraussetzung, um ein praktischer Mensch zu werden, ist ein Mangel an Sensibilität.
Fernando Pessoa, Das Buch der Unruhe

Freue mich (was ein Stück weit paradox ist, da ab und an daran verzweifle), dass ich oft keine Entscheidung treffen kann, welche im Endeffekt Kopf und Bauch zufriedenstellt. Ich schweife ab, darüber zerbrech ich mir ein andermal den Kopf. Jedenfalls kann man dann ja eigentlich nicht frei entscheiden, ob man Single sein möchte oder nicht. Und wenn man nicht in einer festen Beziehung ist, so kann man die Zeitspanne dieses Zustands auch nicht selbst festlegen. Entweder das Herz ist frei oder eben nicht. Bemerke, dass man sich nur sehr wenig kontrollieren kann, mag das nicht sehr. Bin im Gegenzug aber immer noch froh, dass mir manche Entscheidungen Bauchschmerzen bereiten. ;)

Habe noch einen Aspekt, der mir auf der Seele brennt, finde die verschiedenen Auswirkungen von kurzen Beziehungen/ One-Night-Stands/ etc. auf Frau, beziehungsweise Mann nämlich sehr ungerecht.
Offensichtlich wächst Mann mit steigender Anzahl an Frauen. Er ist ein toller Hecht und fühlt sich durch die vielen Beziehungen bestätigt. Frau hingegen wird als 'Schlampe' bezeichnet, hat einen guten Ruf zu verlieren und wenn dieser erst einmal durch einen Schlechten ersetzt wird, verliert Frau an Niveau.


Abschließend bin ich also der Meinung, dass jeder selbst entscheiden sollte, was gut für ihn ist.
Und jetzt; gute Nacht, liebe Sorgen, leckt mich, bis morgen! Salut ;-)